Deutscher Werberat zieht Jahresbilanz: Selbstregulierung in der Werbewirtschaft funktioniert

Im Jahr 2020 entschied der Werberat über 498 Fälle. In den eingeleiteten Verfahren folgten rund 90 Prozent aller Unternehmen dem Votum des Gremiums und stoppten oder änderten ihre Werbung, wenn der Werberat sie beanstandet hatte. Die hohe Durchsetzungsquote – 94 Prozent seit der Gründung – belegt den Erfolg und die Wirkung der Werbeselbstkontrolle.

Werbung kann polarisieren oder sogar Unmut erregen – in diesem Fall weiß die Bevölkerung in Deutschland, an wen sie sich wenden kann: Der Deutsche Werberat ist bekannt und unkompliziert zu erreichen, was sich in der Anzahl der Beschwerden widerspiegelt, die  jährlich geprüft und bewertet werden. Auch im vergangenen Jahr blieben die Bürger im Dialog mit der Werbewirtschaft, wie die konstanten Fallzahlen zeigen.

Die Gründe sich beim Werberat zu beschweren sind vielfältig: Werbemaßnahmen werden als diskriminierend oder sexistisch empfunden, würden Moralvorstellungen verletzen oder gefährliches und unsoziales Verhalten propagieren. An der Spitze der Gründe, warum sich die Bevölkerung mit Protesten an den Werberat wendet, steht zwar nach wie vor Geschlechterdiskriminierende Werbung, also sexistische Werbung. Mit insgesamt 224 Beschwerdefällen (fast die Hälfte aller Fälle) waren es in 2020 aber weniger Fälle als im Vorjahr (259). Der leichte Rückgang der Beschwerdefälle im Vergleich zu den Vorjahren kann auch auf die erfolgreiche Arbeit des Deutschen Werberats zurückgeführt werden, durch die werbetreibende Unternehmen zunehmend für das Thema sensibilisiert werden. Denn Sexismus ist in der Werbung längst nicht mehr salonfähig. So sieht es auch GWA Vizepräsidentin Larissa Pohl, die in ihrem Gastbeitrag im Jahrbuch des Deutschen Werberats schreibt: „Rollenbilder haben sich verändert, aber auch die Gesellschaft selbst und ihre Einstellungen. Sex doesn‘t sell any more – im Gegenteil.“

Deshalb ist und bleibt der Werberat wichtiger Akteur bei der Bekämpfung sexistischer Werbung, wie Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, in ihrem Gastbeitrag „Wir brauchen einen Kulturwandel im Umgang mit Sexismus“ feststellt.